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Artikel der Badischen Zeitung vom 31. Januar 2018:

Der mobile Freiburger Altenservice hilft Senioren bei Alltags-Handgriffen

Wenn der Wasserhahn tropft, kleine Elektroreparaturen anstehen oder die Begleitung zum Arztbesuch fehlt, sind sie da: Die Mitglieder vom mobilen Freiburger Altenservice (Mofa) bieten vorrangig Älteren, aber auch Menschen mit Behinderung Unterstützung an. Wer Hilfe erhält, zahlt nur 5 Euro Fahrtkostenpauschale, spart also teure Handwerkerkosten. Und kommt in Kontakt mit anderen im gleichen Alter.

 

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Für Joachim Muskalla (rechts) ist das Wechseln einer Glühbirne keine Herausforderung, doch für Anna Niebling (daneben) ist seine Unterstützung eine große Hilfe. Auch Dieter Osterrath und Elisabeth Schacher engagieren | Foto: Michael Bamberger
Bei Anna Niebling (87) in Weingarten gibt’s zwei Probleme: Eine Glühbirne an einer Lampe muss ausgewechselt werden. Sie kommt nicht dran, weil die Lampe zu hoch hängt und auch ihr Glühbirnenvorrat im Schrank weit oben verstaut ist. Auf einen Stuhl oder eine Leiter zu steigen, traut sie sich nicht mehr zu. Außerdem ist ihr Tischstaubsauger kaputt. Für einen wie Joachim Muskalla (68) sind das Kleinigkeiten: Er hat lange als Elektroniktechniker in einem großen Betrieb gearbeitet. Es dauert nur ein paar Minuten, und alles funktioniert wieder: Die ausgewechselte Glühbirne strahlt vor sich hin, und bei dem kleinen Staubsauger hat Joachim Muskalla mit einer Lötkolbenstation die Kabel getrennt und neu zusammengebracht.
Für Kleinstaufträge kommen Handwerker oft gar nicht
Er ist 2007 bei Mofa eingestiegen, rechtzeitig vor seinem Rentenbeginn 2009. „Ich wollte irgendwo ehrenamtlich mitarbeiten als Rentner, da habe ich mich frühzeitig umgeschaut“, erzählt er. Bei Mofa hat er das Gefühl, richtig zu sein. Er will der Gesellschaft das Wissen zurückgeben, das er beruflich erwerben konnte. Am Telefon hat er sich von Anna Niebling das kaputte Staubsaugerkabel genau beschreiben lassen. So war garantiert, dass er das richtige Werkzeug mitgebracht hat. Anna Niebling ist sehr froh, dass alles so gut geklappt hat: „Nur für Kleinigkeiten wie das Auswechseln einer Birne kommen die meisten Handwerker ja gar nicht mal extra vorbei“, sagt sie. Deshalb meldet sie sich in solchen Fällen lieber bei Mofa. Sie betont: „Ich kann das jedem empfehlen.“
Wenn Kundinnen und Kunden anrufen, landen sie im Mofa-Büro im Evangelischen Stift oder bei dessen Anrufbeantworter. Elisabeth Schacher (85) gehört zu denen, die alle eingegangenen Aufträge verteilen. Joachim Muskalla wird von ihr mit Elektroreparaturen beauftragt, außerdem übernimmt er Einkäufe, darunter ist auch ein regelmäßiger Einsatz, wenn er mindestens einmal im Monat Sprudelkisten für eine ältere Frau transportiert.
Auch Dieter Osterrath (71), der früher im Maschinenbau gearbeitet hat, übernimmt viel Handwerkliches: Er schließt Lampen an, dübelt Regale zusammen oder stellt Programme am Fernseher ein. Er wohnt selbst im Evangelischen Stift und hat dort das Mofa-Büro entdeckt. Der Name hat ihn zuerst in die Irre geführt, er dachte, es handle sich um einen Fahrservice. Der Mofa-Gründer hatte einen VW-Bus mit eingebauter Reparaturwerkstatt, erzählt Joachim Muskalla, daher komme der Name mit Mobilitätsbezug.
Zurzeit gibt es etwa zwei Dutzend Einsätze im Monat
Die Mofa-Mitglieder füllen in Freiburg eine wichtige Lücke im Angebot für Ältere, auch wenn es seit einiger Zeit mehr Nachbarschaftsnetzwerke mit ähnlichen Zielen gibt als früher. „Beratung und Infos gibt’s in Freiburg ohnehin genug, wir aber wollen konkret helfen“, sagt Elisabeth Schacher. Die meisten, die um Unterstützung bitten, sind ältere Frauen, die allein leben. Viele aber wüssten noch nichts von Mofa. Zurzeit gibt’s 20 bis 25 Einsätze im Monat im gesamten Stadtgebiet. Die Mofa-Mitglieder sind zwischen Mitte 40 und Ende 80 und würden sich über mehr Jüngere freuen. Ihr Angebot würden sie gern auch inhaltlich ausweiten: Elisabeth Schacher, die Lehrerin für Deutsch und Kunst war, hätte großes Interesse an Vorlesen, Deutschunterricht oder Gesprächen. Bisher kauft sie meist ein, ordnet Akten, füllt Formulare aus oder hängt Vorhänge auf. Und als es nötig war, hat sie auch mal einen neuen Käfigboden eingebaut bei einer Kundin, die einen Papagei hatte.

 

Artikel in der Badischen Zeitung